Über Einzel- und Massengräber von Massaker 1988 soll Strasse gebaut werden

Das Massaker von 1988 im Iran

DRINGENDER HANDLUNSBEDARF

Amnesty International

Über Einzel- und Massengräber soll Strasse gebaut werden

UA: 140/18 Index: MDE 13/8828/2018   Iran    Datum: 26. Juli 2018

https://www.amnesty.org/download/Documents/MDE1388282018ENGLISH.pdf

Die Angehörigen von politischen Dissidenten, die in den 80er Jahren verschwanden und ohne Urteil in Ahvas, Südiran, getötet wurden, erleiden unsagbare Ängste und Leid, weil die Behörden die Einzel- und Massengräber ihrer Lieben zerstören. Sie befürchten weitere Verfolgung,wenn sie offen darüber sprechen.

Die iranischen Behörden bauen eine Strasse über ein Massengrab und über Dutzende einelne Gräber in Ahvas, Provinz Khusestan, in denen die sterblichen Überreste von Dutzenden politischer Dissidenten, Männer und Frauen, ruhen, die in den 1980er Jahren verschwanden und ohne Urteil umgebracht wurden, auch während der Massentötungen von 1988. Seit dem 20. Juli 2018 tauchten Foto- und Videobeweise auf, die offenbar zeigen, dass die Betonumrandungen des Massengrabs und dutzender einzelner Gräber in Stücke gehauen wurden. Die Gräber verschwinden unter Haufen von Schutt und Dreck. Laut offiziellem Schild an der Baustelle ist es Zweck des Unternehmens, einen “Boulevard” und einen 21 Morgen grossen Park zu schaffen; die Stadt Ahvas hat die Bauaufsicht darüber.

 

Die Angehörigen der Opfer erfuhren von dem geplanten Bauprojekt im Mai 2017. Laut Informationen, die Amnesty International von Menschenrechtsaktivisten ausserhalb des Iran erhielt, hatten städtische Beamte den Angehörigen vorher versichert, die im Bau befindliche Strasse werde nicht über die Einzel- und Massengräber gehen. Als sie aber am 20. Juli 2018 den Ort besichtigten, sahen sie, dass die Behörden die Gräber zerstört hatten. Ein Augenzeuge berichtete, dass der Ort in den folgenden Tagen mit Stacheldraht umzäunt wurde und schwer bewacht wird. Die Zerstörung der Gräber ist die Fortsetzung einer 30jährigen Kampagne des gewaltsamen Verschwindens durch die Behörden, die die Wahrheit über die Geschicke der ohne Urteil Getöteten von 1988 geheim halten. Sie verweigern den Angehörigen das Recht, die sterblichen Überreste ihrer Lieben nach ihrer Tradition zu bestatten; stattdessen entweihen sie die Gräber und verwandeln sie in Müllhaufen,verbieten Trauerrituale und unterdrücken jede öffentliche Diskussion über die Tötungen. Die Ängste und das Leid der Angehörigen durch die Entscheidung der Behörden, ihre Lieben verschwinden zu lassen und zu töten, ihre sterblichen Überreste geheim zu halten und ihre Gräber zu entweihen, sind eine Art von Folter sowie grausame, unmenschliche und entwürdigende Behandlung der Angehörigen; das ist durch internationale Abkommen über Bürgerrechte verboten.