Bericht von der Konferenz zum Internationalen Frauentag in Berlin
Mit einer beeindruckenden Konferenz haben Frauen und Männer aus verschiedenen Nationen, Parteien und Glaubensgemeinschaften gemeinsam ein ermutigendes Zeichen für Freiheit, Gleichberechtigung und Frieden gesetzt.
Dazu waren am 5. März 2022 hunderte Frauenrechtlerinnen und namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft in Berlin zusammengekommen. Die Mitwirkenden kamen aus verschiedenen Ländern nach Berlin – darunter viele exiliranische Aktivistinnen – oder waren per Videokonferenz zugeschaltet. Die Konferenz legte besonderes Augenmerk auf die Lage der Frauen im Iran sowie der Frauen, die mit ihren Kindern vor Gewalt und Krieg aus der Ukraine geflohen sind.
Bei dieser Veranstaltung, über die im Internet und im iranischen Exil-Fernsehen ausführlich berichtet wurde, gab es zahlreiche informative Wortbeiträge von prominenten Rednerinnen, darunter die kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die ehemalige französische Außen- und Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie und die Präsidentin des Verbandes Europäischer Rechtsanwaltskammern (FBE) Dominique Attias.
Zu den Rednerinnen aus Deutschland gehörte die langjährige Bundesministerin und Präsidentin des Deutschen Bundestages Rita Süssmuth, die sich seit Jahren für die Menschenrechte im Iran einsetzt. Sie forderte eine stärkere Beteiligung von Frauen an der politischen Führung in allen Ländern und rief dazu auf, sich weltweit gegen Diktatoren zu wehren.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Rita Süssmuth: „Frauen sind notwendiger denn je. [… ] Wir geben nicht auf. Wir müssen die Welt in einen besseren Zustand führen.“ Die zentrale Forderung, die vom Weltfrauentag ausgehen müsse, sei daher, eine Welt zu schaffen, in der Diktatoren nicht mehr das Sagen haben.
Zur Lage im Iran erklärte Rita Süssmuth: „Die Berichte iranischer Frauen, die seit vier Jahrzehnten unter einem frauenfeindlichen Regime leiden, sind immer wieder schockierend. […] Hinter jedem Gesetz, jeder Anweisung, jedem ‚Ehrenmord’ und jeder Kinderehe steckt ein persönliches Schicksal. […] Werte wie Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Würde betreffen alle Menschen – Männer, Frauen, Kinder.“ […]
In einer Videobotschaft erklärte die ehemalige Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, bei Frauenrechten gehe es praktisch um Rechte für die Hälfte der Weltbevölkerung. Sie forderte Hilfe für die Frauen im Iran und rief zu Solidarität unter den Frauen auf der ganzen Welt auf.
Sylvia Lehmann, Mitglied des Deutschen Bundestages, ging in ihrem Vortrag auf die Unterdrückung von Frauen und Mädchen im Iran ein:
„Das iranische Regime unterdrückt Frauen auf vielfältige Weise und nimmt ihnen ihre Rechte. Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung aufgefordert, die iranische Regierung dazu zu drängen, die Verfolgung von Aktivisten und Frauen zu beenden.
Für uns Bürger im Westen ist das Ausmaß des Leidens iranischer Frauen und Mädchen unvorstellbar. Mädchen werden bereits im Alter von neun Jahren gesetzlich zur Rechenschaft gezogen. Minderjährige Mädchen werden zur Heirat gezwungen. Aktivistinnen leiden unter den schrecklichen Bedingungen in den iranischen Gefängnissen.
Der Internationale Frauentag ist ein Tag, an dem die Rechte der Frauen weltweit anerkannt werden müssen. Viele mutige iranische Frauen kämpfen für diese Rechte und setzen ihr Leben aufs Spiel. Der Gedanke der Gleichberechtigung ist nicht im Interesse der iranischen Regierung. Die meisten muslimischen Frauen sind gegen fundamentalistische Auslegungen des Islam, weil sie das Bild der Religion zerstören. Wir müssen diese Frauen in ihrem Kampf für Gleichberechtigung unterstützen.“
Angesichts des Krieges in der Ukraine bekräftigten die Mitwirkenden der Berliner Konferenz ihre Solidarität mit ukrainischen Frauen, die ihr Land verteidigen. Zwei Abgeordnete des ukrainischen Parlaments waren per Video zugeschaltet und berichteten über den Widerstand gegen die russische Invasion. Sie sprachen von Frauen, die sich im Kampf einsetzen, die ihrer Angst trotzen und sich den Truppen eines Machthabers entgegenstellen, der Raketen auf Zivilisten feuern lässt und hunderttausende Menschen zur Flucht zwingt.
Die Parlamentarierin Lisa Jasko: „Unsere Brüder, Väter und Söhne sind im Krieg. Die Frauen arbeiten sehr hart. Viele von ihnen haben zu den Waffen gegriffen. Andere leisten humanitäre Hilfe.“ Sie rief dazu auf, ihr Land nicht aufzugeben und den Glauben daran nicht zu verlieren. „Wir kämpfen für euch alle. Wenn wir unsere Freiheit jetzt nicht verteidigen, wird die Geschichte nicht mehr dieselbe sein.“
In der Konferenz wurde darauf hingewiesen, dass angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine eine Politik der Zurückhaltung, die auch gegenüber dem Iran bestehe, gescheitert sei. Man müsse Diktatoren klare Grenzen aufzeigen, bevor es zu spät sei. Dies sei im Fall der Ukraine versäumt worden und noch im verstärkten Maß im Fall des Iran. Daher sei auch das Einknicken vor Erpressungen und Drohungen des iranischen Regimes falsch.
Im Iran waren Frauen die Ersten, die sich gegen die islamistische Diktatur auflehnten. Bis heute ist ihr mutiger Widerstand gegen Unrecht und Willkürherrschaft ungebrochen. Bei allen Bürgerprotesten für Freiheit und soziale Gerechtigkeit stehen Frauen mutig in vorderster Reihe, obwohl sie brutalste Gewalt von Seiten der Regimetruppen erwartet. Auch in der iranischen Menschenrechtsbewegung spielen Frauen eine führende Rolle. Sie verbinden diesen Einsatz mit ihrem Kampf für Gleichberechtigung und gegen die frauenfeindlichen Gesetze des Regimes.
In Berlin wurde zu internationaler Solidarität mit den Frauen aufgerufen, die sich im Iran für Freiheit und Gleichberechtigung einsetzen. Die Proteste der iranischen Frauen sollten weltweit unterstützt werden.