Die Zustände im Evin-Gefängnis

Die Zustände im Evin-Gefängnis

Sie leben heute in den USA, wo sie Asyl erhalten haben, und haben jetzt in einem Interview über das berichtet, was sie während acht Monaten im Evin-Gefängnis in Teheran erlebt haben: Maryam Rostampour (35) und Marziyeh Amirizadeh (38). Sie bezeichnen es als „das brutalste Gefängnis der Welt“.

2005 haben sie bei einer Konferenz der Christen in der Türkei den christlichen Glauben angenommen. Sie haben ihre Wohnung in Teheran in eine Hauskirche umgewandelt und 20 000 Exemplare des Neuen Testaments verteilt. 2009 wurden sie verhaftet und kamen mit 30-40 Frauen in eine Zelle. Ihnen drohte am Anfang die Hinrichtung. Sie hatten nicht einmal eine Pritsche, sondern mussten auf dem Boden schlafen. Auch nach draußen konnten sie nicht sehen, weil es nur ein kleines Fenster gab. Die Temperaturen im Sommer und im Winter mussten sie ungemildert hinnehmen. Es lief permanent das Fernsehen mit Staatspropaganda. Nachts blieb das Licht brennen.

„Ein Tag erscheint einem wie ein Jahr,“ sagt Maryam Rostampour in dem Interview. „An manchen Tagen kann man kaum atmen, weil man nicht weiß, was am nächsten Tag passieren wird.“ „Wenn jemand das Evin-Gefängnis durchgemacht hat, wird er nie mehr derselbe Mensch wie früher sein. Der Stress ist einfach zu viel. Wir können nicht mehr dieselben sein. Wir können nicht mehr so glücklich sein, wie wir es vorher waren. Wir können keinen Spaß mehr an Dingen haben, wie andere das können, weil wir immer an die denken müssen, die dort noch in Haft sind.“ Das hängt ihnen seit nunmehr sieben Jahren nach.

Maryam Rostampour  und Marziyeh Amirizadeh  beim Interview

Keine medizinische Versorgung

Sie wurden wegen ihres Glaubens verhöhnt und als „schmutzige Ungläubige“ angesehen. Sie bekamen keine ärztliche Versorgung.

Über einen ähnlichen Fall berichtete Amnesty International, den von Maryam Nagash Zargaran,  auch einer Christin, die vier Jahre Haft erdulden musste. Als man ihr die Behandlung verweigerte, trat sie zweimal in den Hungerstreik.  Schließlich durfte sie, die eine chronische Erkrankung hatte, das Gefängnis für eine Versorgung verlassen, musste aber vor Abschluss der Behandlung wieder zurück.

Ihre Haftstrafe wurde verlängert um die Zeit, die sie wegen der Behandlung nicht im Gefängnis war.

Folter

40 Tage lang mussten Rostampour und Amirizadeh im Verhörtrakt verbringen. Sie wurden bedroht und unter Druck gesetzt, sie.sollten ihrem Glauben abschwören. Auch sollten sie andere Personen angeben, die ihre Hauskirche besucht haben. „Wenn ihr uns nicht die Informationen gebt, die wir haben wollen, dann werden wir euch schlagen, bis ihr Blut erbrecht“.

Es wurden ihnen bei den Verhören die Namen christlicher Pfarrer genannt, die hingerichtet worden waren. „Wir können alles mit euch machen. Niemand kann uns daran hindern. Hier sind wir das Gesetz, und wir können alles tun, was wir wollen.“

Hilfe durch internationale Aufmerksamkeit

Dass ihre Fälle internationale Beachtung fanden, hat ihnen die Zeit im Gefängnis ein wenig erleichtert und hat dazu geführt, dass sie schließlich freikamen. „Wenn die Welt auf den Fall eines Gefangenen aufmerksam wurde, dann hörten sie mit den Folterungen und Vergewaltigungen auf, denn sie wussten, dass die Welt zuschaut,“ sagt Amirizadeh. „Wir haben von vielen Fällen von Gefangenen gehört, die keine Stimme draußen hatten und denen viel Schlimmes passiert ist.“

Sie haben den Iran nach ihrer Freilassung schweren Herzens verlassen, auch weil ihnen gedroht wurde, sie könnten irgendwann einen „Unfall“ erleiden.

„Der Iran ist unser Land, unsere Heimat. Wir vermissen die Straßen und die Berge. Wir haben dort Familie und Freunde. Wir leiden mit unserem Land und beten, dass der Iran eines Tages frei von diesem brutalen Regime sein wird.“

In den letzten sechs Monaten sind 21 Christen im Iran zu langen Haftstrafen verurteilt worden, ein Teil von ihnen musste auch ins Evin-Gefängnis.