Im Iran gehen die Proteste weiter

Jeden Tag werden iranische Städte Zeuge von Protesten benachteiligter Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die unerträglichen Lebensbedingungen ausgesetzt sind. Diese Proteste entlarven Behauptungen des Regimes von einem existierenden „Wirtschaftsmanagement“. Seine Vertreter geben hohle Versprechungen ab, die angeschlagene Wirtschaft des Landes wiederzubeleben.

Sonntag, 10. April:

Am Sonntag hielten Rentner und Pensionäre erneut ihre landesweiten Proteste ab.

Die Arbeiter der Kian Tire-Fabrik veranstalteten eine Protestkundgebung in Teheran. Sie hatten wiederholt Proteste inszeniert, um ihre verspäteten Gehälter, Sozialleistungen und andere Prämien zu fordern. Aber bisher wurden ihre Forderungen nicht erfüllt.

Montag, 11. April:

Am Montag veranstalteten Bauern in Isfahan eine Protestkundgebung, bei der sie ihre Wasserbewässerungsrechte forderten und Parolen gegen die falschen Versprechungen der dafür Verantwortlichen sangen. Im November 2021 waren in Isfahan Proteste ausgebrochen worden, nachdem die Sicherheitskräfte des Regimes in den frühen Morgenstunden des 25. November die Sitzblockade der Bauern und ihr provisorisches Lager gestürmt und ihre Zelte niedergebrannt hatten. Bald darauf stießen die Demonstranten mit Sicherheitskräften zusammen und forderten einen Regimewechsel. Die Sicherheitskräfte setzten Schrotflinten ein und schossen auf die Demonstranten, meist in die Augen, wodurch Dutzende von Demonstranten geblendet wurden.

Ebenfalls am Montag veranstalteten Eltern von Schülern in Karaj bei Teheran und Kazeroun Proteste und Kundgebungen gegen die Entscheidung des Regimes, den Präsenzunterricht inmitten der sich verschärfenden Covid-19-Krise des Landes wieder aufzunehmen. Es ist zu erwähnen, dass aufgrund von Khameneis Verbot amerikanischer und britischer Impfstoffe und durch die Misswirtschaft des Regimes über eine halbe Million Iraner ihr Leben verloren haben, seit das Coronavirus das Land zum ersten Mal erreicht hat.

Dienstag, 12. April:
 
Am Dienstag demonstrierten Mitarbeiter der Steuerverwaltung in einem Dutzend von Städten vor den örtlichen Zweigstellen der nationalen Steuerverwaltung und protestierten gegen ihre niedrigen Löhne.
 
Rentner und Pensionäre der Ölindustrie protestierten vor den örtlichen Zweigstellen der Renten-, Spar- und Sozialkassen für Ölarbeiter. Sie brachten ihre Empörung über ihre niedrige Rente zum Ausdruck, die im Widerspruch zu explodierenden Inflationsraten und Preisen steht.
 
In einem ähnlichen Fall hielten Rentner der iranischen Telekommunikationsgesellschaft am Dienstag eine zuvor angekündigte Demonstration vor dem Hauptquartier von EIKO ab. EIKO ist eines der größten Finanzinstitute des Iran und wird vom Obersten Führer des Regimes, Ali Khamenei, kontrolliert. EIKO und die Revolutionsgarden des Regimes (IRGC) dominieren die Telekommunikationsgesellschaft des Iran.
 
Die anhaltenden Demonstrationen im ganzen Iran zeigen, wie unbeständig die iranische Gesellschaft ist. Die zunehmende Protestwelle spiegelt trotz der Drohungen eines harten Vorgehens von Seiten der Regierung die zerbrechliche Macht des Regimes wider. Die Menschen fürchten die Kräfte der Unterdrückung nicht mehr.
 
Die düstere Wirtschaft des Landes treibt das Leben der Iraner in den Ruin. Die Inflation liegt bei etwa 50 %. Die Preise für Konsumgüter schießen in die Höhe, was die Menschen hindert, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Insider des Regimes und staatliche Medien warnen aus Angst vor einem weiteren landesweiten Aufstand vor öffentlicher Wut über eine zerbrechende Wirtschaft. Das finanzielle Unglück und die Sorgen der Menschen stehen für die Regimeführer und die Medien nicht an erster Stelle. Sie bevorzugen ein Ziel, nämlich die Aufrechterhaltung des verhängnisvollen Regimes.
 
„Die Geduld der Menschen schwindet,“ warnte am 13. April die staatliche Tageszeitung Etemad. Die Last  der Probleme nehme auf dem Rücken der Bevölkerung ständig zu. Das kleinste Problem könne ihr das Rückgrat brechen.