Über Nika Shakarami, ein junges Mädchen, das sich für die Freiheit im Iran geopfert hat
Die 17-jährige junge Frau wurde am 20. September 2022 während der Proteste im Iran von den Sicherheitskräften der IRGC auf dem Keshavarz-Boulevard in Teheran entführt und ermordet. Ihre Freunde, die sie während der Proteste begleiteten, berichten, dass Nika unaufhörlich Parolen gegen das Regime skandierte und sich dabei nicht fürchtete.
Nach vorliegenden Informationen war ihre letzte bekannte Mitteilung eine Nachricht, die sie gegen 19.00 Uhr an einen ihrer Freunde schickte. Sie sagte, dass Sicherheitskräfte sie verfolgten und sie weglaufen wolle.
Nikas Familie suchte überall nach ihr, in Gefängnissen, Haftanstalten, Polizeistationen und sogar beim Gerichtsmediziner des Kahrizak-Gefängnisses.
Ihre Tante sagte, inoffizielle Quellen hätten ihr mitteilt, Nika sei entführt worden und eine Woche lang vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden festgehalten und verhört worden. Anschließend sei sie verlegt und für kurze Zeit im Evin-Gefängnis inhaftiert worden. Als ihre Familie das Evin-Gefängnis aufsuchte, wurde ihr jedoch mitgeteilt, dass Nika Shakarami nicht dort sei.
Am Freitag, dem 30. September, wurde Shakaramis Familie von der Polizeistation informiert, dass bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung von toten Demonstranten eine Person mit gleichem Aussehen entdeckt worden wäre. Die Leiche von Nika befinde sich in der Leichenhalle von Kahrizak.
Nach zehntägiger Suche wurde die Leiche von Nika Shakrami an ihre Familie übergeben. Nikas Nase war zertrümmert und ihr Schädel durch mehrere Schläge mit einem harten Gegenstand, möglicherweise einem Schlagstock, gebrochen.
Nach Bekanntgabe durch die Behörden sei Nika Shakarami durch einen Sturz aus großer Höhe gestorben. Zur Veranschaulichung wurde den Angehörigen das Foto eines leblosen Körpers auf einem Gehweg gezeigt. Ihr Bruder sagte jedoch, das Foto sei suspekt und es nicht so aussehe, als sei sie von einem Gebäude gefallen.
Am Samstagmorgen, dem 1. Oktober, begab sich Nikas Familie zur Beerdigung ihrer Tochter auf den Friedhof von Khorramabad, wurde jedoch von Spezialkräften des IRGC daran gehindert. Der Geheimdienst beschlagnahmte die Leiche von Nika Shakarami und beerdigte sie im Dorf Veysian. Die Beerdigungszeremonie von Nika Shakrami, bei der eine große Menschenmenge anwesend war, entwickelte sich zu einem Protest, bei dem die Menschen „Nieder mit dem Diktator“ skandierten, während Sicherheitsbeamte auf sie schossen.
Die Sicherheitsbeamten drohten Nikas Familie, dass sie auch Nikas Tante, Atash Shakarami, töten würden, wenn sie sich an Demonstrationen und Protesten beteiligen würde.
Das Regime der Mullahs produzierte gefälschte Videos, um seine Rolle bei der Folterung, Vergewaltigung und Ermordung von Nika Shakarami zu verschleiern. Die Sicherheitskräfte verhafteten Nikas Onkel und Tante, Mohsen und Atash Shakarami. Sie zwangen sie, im Fernsehen falsche Geständnisse abzulegen. Beide hatten zunächst erklärt, Nika sei entführt worden und die Umstände ihres Todes seien unklar.
Nikas Mutter bestritt den Selbstmord ihrer Tochter und sagte, sie wolle nur Gerechtigkeit. Sie fuhr fort: „Ich möchte, dass die Unklarheiten im Fall meines Kindes untersucht werden und dass die Verantwortlichen für diesen tragischen Vorfall ihre Verantwortung übernehmen. Ich möchte, dass der Fall transparent und ohne Druck untersucht wird“.
Nika Shakarami hatte am Tag des Vorfalls mehrmals mit ihrer Mutter gesprochen. Sie erzählte ihr, dass sie sich an den Protesten beteilige. Ihre Mutter beschrieb, dass es sich in einem der Anrufe so anhörte, als würden Nika und ihre Freunde vor den Polizisten weglaufen. Frau Shakarami sagte, Nika sei kein depressives Mädchen gewesen, das Selbstmord begehen wollte. Sie wollte nur den derzeitigen Zustand des Irans und der Gesellschaft ändern.